Ich nenne ihn der einfachheithalber 12.30 Uhr. Um meine drei Dates übersichtlich zu gestalten, speicherte ich mir die Nummern unter der Uhrzeit, wann wir uns treffen wollten ab.

Aufgestachelt durch mein mieses Frühstücksdate, war ich in Stänkerlaune, als mein Handy klingelt. 12.30 Uhr war dran und erzählte was von einem platten Reifen und das er es nicht schafft. Sondern später kommt. Wie die Zicke schlecht hin kokekktierte ich, das ich keinen Mann brauche und hin und her. Auf jeden Fall fragte er mich dann, ob warum er denn noch kommen solle. Meine Antwort: Um die Rechnung zu bezahlen. Trotzdem wollte er erscheinen.

Später rief er an und sagte mir ab. Er mir. Das war ein Fehler. Durch ein Telefonat mit einem Kumpel mit massig Selbstbewußtsein ausgestattet holte ich zur Rache aus. Ich schrieb ihm eine Sms. Das ich meinen Intimbereich frisch hab enthaaren lassen und ich im Moment wahnsinnig heiß auf Sex bin und ich gern mit ihm ein Nümmerchen geschoben hätte...

Was soll ich sagen, keine zwei Minuten und mein Handy klingelte. Ich wär ja so fies. Ich fragte, warum das fies sei? Wenn ich nun mal Lust auf Sex hätte... Es war gar nicht so leicht, in der vollen S-Bahn zu stehen, mit dem Handy, ihn zu verstehen und zum anderen ihn scharf zu machen. Gegen Ende des Gespräches hatte ich ihn soweit, dass er sich Urlaub nehmen wollte, um 400 km zu fahren, nur um mit mir zu f*cken. Man, muss der es nötig haben. In der Hauptstadt sollte sich doch auch eine finden lassen...

Ich hoffe nur, er ruft nicht an.

Samstag sollte für mich ein anstrengender Tag werden. Zum einen, weil ich um kurz nach fünf aufstehen musste, weil mein Zug nach Berlin schon vor sieben ging und zum anderen, weil ich drei Dates vereinbart hatte.

Das erste sollte eine Verabredung zum Frühstück sein. Als Nick hat er einen Namen mit M., ich weiß nicht, ob er wirklich so heißt, aber das glaub ich nicht. Für einen italienischen Namen sieht er irgendwie nicht aus. Auf dem Fotos bei der Singlebörse sah er jedoch sehr lecker aus. Nennen wir ihn daher Schnittchen. Mit ihm traf ich mich in der Nähe vom Alex zum Frühstücken.

Er hätte es gern gesehen, wenn ich zum Frühstücken zu ihm gekommen wäre... Sicher doch. Das hier ist ein Datingblog und kein Sexblog, den schreiben andere. Okay. Er stand da am S-Bahnhof, war immer noch lecker anzusehen, zumindest vom weitem.

Zur Begrüßung gab es ein angedeutetes Bussi, sowas mag ich ja schon mal grad nicht, Wildfremde gleich abbusseln. Dann zum Frühstück oder doch lieber nur Kaffee? Okay, nachdem wir erst in den Raucherbereich und dann doch im Nichtraucherbereich unserem Kaffee tranken ging es los.

Was ich beruflich mache. Ich fange so an wie immer. Mit meiner Ausbildung zur Bankkauffrau. Weil ich sonst zwangsläufig immer gefragt werde, wie man da hin kommt. Von diesem Thema auf kommt er auf die Banken im Allgemeinen zu Sprechen und auf die Sparkassen im besonderen. Das die alle vom Verband Vorgaben haben und nicht selber entscheiden können, auch die Zinsen nicht. Okay, ich arbeitet nicht in der Marketingabteilung, aber die Zinsen richten sich nicht nach dem Verband, sondern nach dem Geldmarkt und nach der Deckungsbeitragsrechnung. Dann fing er mit der Finanzkrise an.

Aber scheinbar hört er sich als Politikwissenschaften und Germanistik-Studierter gerne reden und ist auch äußerst ignorant gegenüber sämtlichen Zeichen von Desinteresse. Trotz allem schaffen wir es, das Thema zu wenden und sprechen über Bücher, ich erzähle von isländischen Krimis, die ich gelesen habe. Und er? Er fängt mir dem Problem der Isländischen Banken an.

Zwei Kakaos habe ich durchgehalten. Bezahlt haben wir getrennt. In Kontakt bleiben? Von seiner Seite aus gern, schließlich scheint er nicht alle Tage so eine wortlose Zuhörerin zu bekommen, aber ich nicht. Selbst wenn er nett gewesen wäre, aber diese komischen Falten an den Augen, von der Nasenwurzeln richtung Ohren und abfallend, waren doch zu merkwürdig.