Wir haben uns im Januar bei Myflirt kennengelernt. Anfangs wollten wir nichts von einander. Er war nicht mein Typ. Seine Angebote, mal zu telefonieren, lehnte ich ab. Das schreckte ihn nicht ab, es mir immer wieder anzubieten. Irgendwann hatte ich einen schwarzen Tag und gab nach.Allerdings war es schwer einen Termin zu finden. Wir einigten uns auf den 13.05., nicht wirklich ein passender Tag, da wir beide Termine hatten. Ich war auf den Geburtstag meiner Freundin eingeladen und er sollte das gesamte Wochenende geschäftlich in Kiel sein. Er wollte früher zurück kommen und sich melden. Wobei ich da skeptisch blieb. Mit melden nahm der Herr es nie so genau...

Wieder erwarten meldete er sich. So trafen wir uns nachts um halb eins auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, ließen sein Auto dort stehen und fuhren an den See. Er liegt seitlich von der Autobahn, das spielt später noch eine Rolle. Den Wein hatte ich mitgenommen, ebenso wie zwei Gläser. Dazu noch eine Decke. Wir parken das Auto, entkorkten die Flasche und kletterten über die Böschung um uns auf ein Bank am Ufer zu setzen, es war kühl und irgendwie romantisch. Der Vollmond, die Sterne, das glitzernde Wasser. Er schenkte den Wein ein, reichte mir ein Glas und wir prosteten uns zu. *seufz*

Kennt ihr diese Stelle in einer Komödie? Alles romantisch, fast kitschig, mit Hindergrundmusik und dann fängt die Musik an zu leiern. So war es. Genau so. Das beschreibt die Situation am besten.

Also wie im besagten schlechten Film, klingelte sein Handy. Ein Kunde. Nacht um halb eins? Naja, ich weiß ja nicht, aber okay. Er telefonierte, trank Wein und ich blickte verträumt auf den See und versuchte sein Geschwätz auszublenden. Vielleicht war es nur ein Freund und er wollte jetzt den erfolgreichen Geschäftsmann rauskehren. Denn der Golf war auf Papi zu gelassen, das hatte ich in der Zulassung erspäht. Ich weiß nicht, wie lange er telefonierte, auf jeden Fall schien der Wein gut reinzugehen und während ich noch mein erstes Glas trank, war er beim zweiten.

Wo waren die anregenden Gespräche? Wir haben uns, wenn wir telefoniert haben, immer bestens verstanden. Am See kam nicht so recht ein Gespräch auf. Lag vielleicht auch daran, das er mit seinem Handy telefonierte und ich mir ziemlich überflüssig vorkam. Er beendete das Telefonat, setze sich zu mir auf die Bank. Allerdings hielt er es nicht lange aus. Die Sucht schlug zu. Er wollte eine rauchen, hatte aber kein Feuerzeug mit. Also zurück ans Auto.

Auf dem Weg zum Auto entschuldigte er sich bei mir. Und was machte ich? Ich nahme seine Entschuldigung an, zeigte Verständnis. Beim Auto angekommen, steckte er sich eine Zigarette an und wir hocken uns beide auf die Kofferraumkante. Dort unterhielten wir uns, sehr spärlich. Aber es ging. Schließlich küssten wir uns. Kurz, weil ich mich über das Verkehrsaufkommen wunderte. Dauernd fuhren Autos über den Parkplatz und fuhren gleich wieder weg. Meine Frage wurde mit einem, hier ist immer soviel los quittiert, laß uns lieber küssen.

So standen wir da und küßten uns. Bis ein Auto bei uns in der Nähe parkte, jemand ausstieg und auf uns zu kam. Es war ein schlaksiger, wenig schmuddeliger Mann, der ein wenig unsicher wirkte, sich nervös räusperte und sagte dann:

Ähm, ihr sucht hier nicht sowas ähnliches wie ..., ähm, nunja, ähm, Parkplatzsex?

Da war ich baff. Bernhard lehnte dankend ab und ich wußte nicht so recht, was ich von der ganzen Sache halte sollte. Er beruhigte mich und meinte, das die wenn vorher fragen und schon feststellen, das wir nur zufällig da sind. Irgendsowas in der Art. Ob der Wein mir ein wenig zu Kopf stieg oder ich einfach meine gute Laune wieder fand, ist egal. Plötzlich fand ich die Sache spannend und so probierten wir rum, welche Wirkung unser Verhalten auf die vorbeifahrenden Autos hatte. So stützte ich mich auf den Kofferraum ab, kniete vor ihm nieder und ähnliches. Lauter eindeutige Posen. War lustig. Scheinbar schien es auch Mister VW-Bus wieder ermutigt zu haben und so kam er wieder rüber und fragte nochmal:

Ihr braucht sicher keinen zweiten Mann?

Nein, brauchen wir nicht. Aber komischerweise kamen wir mit ihm ein wenig ins Gespräch. Das er sich glücklich fühlte, mal ein Pärchen getroffen zu haben und das es ja eher ein Schwulentreff wäre, ob wir noch andere Örtlichkeiten kennen würden und und und. Der Mann hätte uns wahrscheinlich seine Lebensgeschichte, inkl. Sexueller Probleme geschildert, wenn wir ihn nicht ausgebremst hätten, das wir mal heim wollten. Bernhard war dann so fies ihn zu einem anderen Parkplatz zu schicken, der als Schwulentreff bekannt ist.

Und wir? Wir fuhren zurück zum Parkplatz. Jeder stieg in sein Auto und fuhr zu sich nach Hause. Ich hab mich nicht mehr bei ihm gemeldet und er sich bei mir auch nicht. Werd ich auch nicht mehr.

Muß sagen, ich finde es ein wenig schade um die verschwendete Zeit. So lange haben wir geschrieben und ich dachte, es könnte vielleicht mehr werden. Naja, das Fortbestehen des Blogs ist gesichert. Und meine Suche geht weiter.